Geschichte

Im Volksglaube ist das Haar der Sitz der Lebenskraft. Wer ein Haar von einem Andern besitzt, hat Macht über ihn.
Wer also sein Haar einem Andern schenkt, liefert sich ihm sozusagen aus. Ein Haar fesselt stärker als die stärkste Eisenschnur, berichten alte Märchen. Auch sonst spielt Haar in Märchen eine wichtige Rolle. (Rapunzel, der Teufel mit den drei goldenen Haaren, Simson und Delila....)

Die einfachste Form des Haarschmuckes, die sich bis heute erhalten hat, ist die Locke im Medaillon. Vom ausgehenden 18. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde menschliches Haar aber auch zu Schmuck und Erinnerungsbildern verarbeitet.
Die gefühlsmässige Bedeutung stand besonders in der Zeit der Romantik und des Biedermeiers im Vordergrund. In der Zeit der Empfindsamkeit galt eine so persönliche Gabe viel.
So sind die meisten dieser frühen Haar-Schmuckstücke Gaben von den eigenen Haaren.

Sie wurden gerne mit Hilfe von Friseuren und Perückenmachern von der Schenkenden selbst hergestellt. (So konnte auch ausgeschlossen werden, dass fremdes Haar verwendet wurde.)
Töchter aus gutem Hause konnten zum Zeitvertreib diverse Muster anhand von Zeitschriftenartikeln erlernen.

Hauptmotive, die immer wieder bei den Schmuckstücken auftauchten, waren Liebe, Treue und Freundschaft. Viele der Haarkünstler, die Schmuckstücke im Auftrag ausführten, waren ehemalige Coiffeure, die brotlos geworden waren, nachdem durch die französische Revolution sowohl die Kleider als auch die Frisuren betont einfach wurden.
Im 19. Jahrhundert kam Schmuck aus Haaren auch in ländlichen Kreisen in Mode. Die Haarkünstler wanderten herum, boten ihre Kenntnisse an und nahmen Aufträge entgegen. Manches Bauernmädchen verdiente sich mit dem Verkauf seiner langen Zöpfe an diese Wander-Künstler etwas nebenbei.


Da die Nachfrage so gross war, wurden einige Muster auch maschinell hergestellt. Die Fassungen bestanden meist aus  Goldersatz.
Die alte Bedeutung der Haararbeiten war längst verloren gegangen.



Bis zirka 1920 lernten viele Coiffeure während ihrer Lehrzeit diese kunstvolle Verarbeitungsmöglichkeit.

Leider ist dieses Kunsthandwerk seither beinahe ausgestorben. Sehr viel Wissen ist verloren gegangen oder aus Unkenntnis vernichtet worden.
Als Erinnerungsträger trat die Fotografie zunehmend an die Stelle der Haararbeiten.

Zum Glück sind wir in der Schweiz wieder eine kleine Gruppe von Personen, die sich hat faszinieren lassen und diese Kunst von Grund auf gelernt hat. So sind wir nun wieder imstande, nach alten Vorlagen neue Arbeiten herzustellen und dadurch die Haarkunst weiterleben zu lassen.